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Chapter 1 Part 2

 

Kael ging aus Radanar hinaus, in den nahen Wald hinein. Dort entdeckte er einen munter plätschernden Bach, dem er zu seinem Ursprung folgte. Es dämmerte bereits, als Kael vor der Quelle stand, die den Bach mit Wasser füllte. Es war eine recht kleine Lichtung, die von einer Seite von hohen Felsen geschützt war und neben dem plätschernden Wasser war nur das Zwitschern der Vögel in den nahen Bäumen zu hören. Für Kael war diese Lichtung der perfekte Ort um über sein seltsames Erbstück nachzudenken. Für Kael war nur eines klar: Er würde nicht vor dem Hasedoki zurückkehren, wenn er die Schatulle nicht öffnen konnte. Sollte er es innerhalb dieser drei Tage schaffen, würde er zu Skya aufbrechen, sobald sie offen war und ihm sein Geheimnis enthüllt hatte. Ebenso würde er pünktlich bei Skya sein, egal ob er die Schatulle öffnen konnte oder nicht, er wollte das Hasedoki mit ihr verbringen. Er ließ sich auf dem weichen Waldboden nieder, legte die Schatulle neben sich ab und begann zu meditieren. Für ihn schien die Welt nicht mehr zu existieren, er blendete alle Geräusche der Umgebung aus, einzig die Schatulle existierte noch für ihn. In tiefer Meditation versunken, verlor er sämtliches Zeitgefühl und alles um ihn herum ging weiter, ohne dass er etwas mitbekam. Kael verlor jegliches Zeitgefühl, sobald er in tiefer Meditation versunken war. Nur selten unterbrach er seine Konzentration um etwas zu Essen zu sich zu nehmen oder etwas zu trinken, nur wenig der Zeit verbrachte er mit Schlafen. 

Am Morgen des Hasedoki schlug Kael die Augen auf und dachte nur daran, rechtzeitig bei Skya zu sein. Er wollte sie nicht enttäuschen, weil es ihr wirklich wichtig gewesen sein musste, als sie ihn gefragt hatte. Kael wusste eigentlich gar nichts über die Elfe, mit der er in einigen Stunden zu einem Fest gehen würde, von dem er genau so wenig wusste. Zu dem Rätsel, das ihm die Schatulle aufhalste, hatte er keine Idee. Die letzten beiden Tage an tiefer Meditation hatten ihm nichts gebracht und er musste ohne Fortschritt wieder nach Radanar aufbrechen. Dann fiel ihm wieder ein, dass sein Rapier eigentlich fertig sein musste. Kael stemmte sich hoch, nahm die Schatulle und begann dem Bach zu folgen. Unterwegs lief er an Rehen vorbei, die ihn aufmerksam beobachteten und ihm eine ganze Weile hinterher sehen. Er beschleunigte seinen Gang, als er eine sanfte Neigung hinab raste, voller Freude bald wieder in Radanar zu sein. Zuerst wollte Kael beim Schmied vorbei, seinen Rapier abholen und dann direkt zu Skya gehen. Er rannte weiter, obwohl er wieder ebenen Boden unter den Füßen hatte und Radanar nur noch wenige hundert Meter weit entfernt lag. Die Schmiede war nahe des Dorfrandes gelegen, damit der Schmied von früh bis spät arbeiten konnte, ohne die anderen Elfen zu belästigen. Kaels Vater Luin war ein Schmied in Byakuren gewesen, aber in Byakuren war die Schmiede mitten im Dorf, da Byakuren für seinen Schmied sehr bekannt gewesen war. Ob er überlebt hatte? Kael blieb abrupt stehen, von seinen eigenen Gedanken schockiert. Warum sollte er den Akujin zum Opfer gefallen sein? Luin war es gewesen, der ihm seinen ersten Rapier angefertigt hatte und Luin war es, der ihm den Kampf mit der schmalen Klinge beigebracht hatte. Er war ein starker Elf, mit unglaublicher Willenskraft. So ein Elf konnte nicht von Akujin getötet werden, das war einfach unmöglich! Kael wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihm jemand von hinten auf die Schulter tippte. Aufgeschreckt dreht sich Kael ruckartig um und seufzte erleichtert, als er Rakim vor sich stehen sah. „Musst du mich so erschrecken?“ „Hä? Was ist denn mit dir los, Kael? Warum so schreckhaft?“ „Keine Ahnung, ich war in Gedanken versunken, da bin ich nun mal besonders schreckhaft.“, erwiderte Kael halb flüsternd. „Über was hast du nachgedacht?“, fragte Rakim vorsichtig. „Nun, über…“, Kael seufzt: „ nicht wichtig für dich. Eigentlich… überhaupt nicht von Bedeutung.“ „Dann frage ich dich mal nicht weiter darüber aus, was? Mal was anderes, mit wem gehst du heute Abend zum Hasedoki?“ „Skya hat mich darum gebeten mit ihr dorthin zu gehen und ich war ihrem Gesuch nicht abgeneigt.“ Rakim musste nachdenken, bevor er verstand, was Kael gerade von sich gelassen hatte. Mit der Sprache der elfischen Obrigkeiten hatte Rakim immer noch so seine Schwierigkeiten. Kael lief einfach an Rakim vorbei der aussah, als wäre er in Gedanken versunken. Er hatte Wichtigeres zu tun, als Rakim dabei zuzusehen wie er nachdachte. Kael änderte seinen Plan, er wollte ja zuerst zum Schmied gehen, seinen Rapier abholen. Was der wohl wieder kosten würde, dachte er so bei sich während er die Straßen entlang eilte. Er freute sich auf seine neue Waffe, wie sich ein kleines Kind über neues Spielzeug freuen würde. Seinen ersten Rapier aus Blattstahl hatte er zu seinem 16. Geburtstag von seinem Vater geschenkt bekommen. Er war schlicht gewesen, keine Edelsteine im Knauf und einfachen Stoff war als besserer Halt um den Griff gewickelt. Bevor Luin ihn zu einem Ausbilder Geschickt hatte, hatte er ihn selbst zwei Jahre lang unterrichtet. Kael stand vor der Schmiede, am Amboss stand keiner, das Werkzeug war ordentlich aufgehängt nur der Hammer lag auf dem Amboss, bis vor kurzem musste der Schmied noch hier draußen gearbeitet haben. Wo aber war er jetzt? Aus dem Haus drang kein einziges Geräusch an sein Ohr. Doch bis zum Hasedoki war es doch noch genug Zeit, die Sonne hatte ihren Höchststand noch lange nicht erreicht und das Hasedoki begann erst bei der Abenddämmerung. Skya hatte ihm das noch gesagt, bevor er aufgebrochen war. Kael trat ein paar Schritte näher an die Haustür, jetzt konnte er Schritte aus dem Inneren vernehmen, sie waren nur leise, aber für seine wölfischen Ohren nicht zu überhören. Kael klopfte an und wartete ab, was nun passieren würde. Im Gebäudeinneren wurden die Schritte lauter, eine tiefe Männerstimme brummte etwas unverständliches vor sich hin und keine zwei Minuten später stand der Schmied in der Tür und sah Kael verwirrt an. "Entschuldigung mein Herr, aber heute ist das Hasedoki, da arbeite ich nicht." "Ich weiß werter Schmied, aber Sie sagten ich könne meinen Rapier trotz des Hasedokis heute schon abholen." "Ah!! Ihr seid der Fremde, dem ich angeboten hatte einen Rapier ausnahmsweise umsonst anzufertigen, richtig? Sie kamen mit Skya her, ich erinnere mich. Warten Sie, ich gehe ihre Waffe holen.", kaum hatte der Schmied zu ende gesprochen, war er auch schon im Inneren des Hauses verschwunden. Der Schmied war für einen Elfen ungewöhnlich dickleibig und war auch kleiner als die anderen Elfen, denen Kael hier in Radanar begegnet war. Der Schmied, so ungewöhnlich er auch für einen Elfen sein mochte und man ihn eher als zu groß geratenen Zwerg halten konnte, war ein sympathischer und hilfsbereiter Elf. Zehn Minuten später tauchte er mit dem Rapier und einen dafür angefertigtem Waffengurt wieder in der Tür auf und übergab Kael ein richtiges Meisterwerk der Schmiedekunst. Offenbar erkannte der Schmiedemeister Kaels Begeisterung und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Könnten Sie mir verraten, bei wem sie das Schmiedehandwerk gelernt haben? Er oder sie muss ein hervorragender Lehrmeister gewesen sein.", sagte Kael, die Waffe bewundernd. Der Schmied lachte schallend und antwortete mit einem Lächeln im Gesicht: "Ja, ich hatte wirklich einen hervorragenden Meister. Schade nur, dass... Luin vor so vielen Jahren einfach gegangen ist. Da hat Radanar echt einen Meisterschmied verloren. Wie es ihm wohl ergangen ist?", die Frage schien er geistesabwesend an sich zu stellen. "Ich schulde Ihnen meinen tiefsten Dank.", sagte Kael mit einer knappen Verbeugung und machte sich zu Skya auf, die bestimmt schon auf ihn wartete. Er eilte durch Radanars Straßen, wäre fast ein Mal falsch abgebogen und wäre noch beinahe an ihrem Laden vorbei gerannt. Nach Luft japsend stand er mitten auf der Straße und störte sich nicht an den Passanten, die ihn verwundert ansahen. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, stieg er die paar Stufen zu Skya’s Laden hinauf und freute sich schon darauf, bei der Abenddämmerung mit Skya auf dem Hasedoki zu sein. 

Skya saß im Hinterzimmer ihres Ladens und sah sich Bücher mit Referenzen durch, verschiedene Lieferberichte der letzten drei Monate und hörte Kael nicht, der im Laden stand und nach ihr rief. Sie war so sehr in ihre Berichte vertieft, Kael hätte ihr ins Ohr schreien müssen, damit sie ihn endlich bemerkte. Kael stand in der Tür zum Hinterzimmer und beobachtete Skya eine Weile lang stillschweigend aus nur ein paar Metern Entfernung. Wenn er gewollt hätte, hätte er Skya einfach schnell und unbemerkt töten können. Kael lehnte sich am Türrahmen an und wartete, ob Skya ihn doch noch bemerken würde. Skya schien seine Anwesenheit doch bemerkt zu haben, denn sie sah sich plötzlich um, schien für einen Augenblick zu verschwinden und dann direkt vor Kael aufzutauchen. „Hallo Kael, sag, wie lange stehst du schon hier und beobachtest mich?“ Kael sah sie schmunzelnd an, bevor er antwortete: „Nicht lange, vielleicht ein paar Minuten, ich wollte dich nur nicht stören.“ Skya sah ihm direkt in die Augen, doch kam es ihm so vor, als würden ihre schönen roten Augen geradewegs durch ihn hindurch sehen. „Nur ein paar Minuten?“, fragte sie flüsternd. Kael nickte nur, betrachtete die Elfe vor sich ganz genau, ihre roten Augen faszinierten ihn besonders, sie strahlten ihre Intelligenz und Einzigartigkeit aus. „Kael?“, Skya riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja, Skya, was ist denn?“ „Kael die Dämmerung setzt ein, das Hasedoki beginnt bald, Wir sollten uns auf den Weg machen.“ Kael nickte, streckte seine Hand Skya entgegen. Sie legte ihre Hand in seine und führte ihn zum Dorfplatz Radanars, auf dem sich alle Elfen des Dorfes zum Hasedoki versammelt hatten. Kael sah Rakim und Takuma zusammen auf einer Bank sitzen und miteinander reden, Galan stand aufmerksam lauschend bei einer blau haarigen Elfe, die ihm etwas wichtiges mitzuteilen schien. Galan sah kurz auf, nickte der Elfe neben sich zu und winkte Kael und Skya herbei. Kael zog Skya langsam mit sich zu Galan, dessen Winken sie wohl nicht gesehen hatte. „Kael, Skya, seid willkommen auf dem Dorfplatz heute Nacht.“, die Elfe neben Galan sah auf: „Kael, das ist Leyla, die Tempelhüterin Radanars.“ Leyla strecke Kael die Hand zum Gruß entgegen und Kael schlug ein. „Sei mir hier bei uns herzlich willkommen, Kael.“ Ein einzigartiges Gefühl von Vertrautheit durchzuckte Kael als er Leylas Hand hielt. Sie war die Tempelhüterin Radanars, Kael kam aus Byakuren, wie konnte es dann sein, dass sie ihm so vertraut vor kam? Sein Vater, Luin, hatte ihm nie etwas über die Familie erzählt, oder ihm irgendwelche Gemälde der Ahnen gezeigt. Aber was war es dann, was diese Vertrautheit auslöste, wenn sie schon aufgrund der Entfernung von Byakuren und Radanar nicht mit ihm verwandt sein konnte? Als die beiden ihre Hände lösten, sah Leyla Kael kurz in die Augen, der wie es ihr erschien, verwirrt war. Leyla ging es ähnlich wie Kael, sie war sich sicher ihn zu kennen, aber es konnte nicht sein, da er nicht von hier war und laut Galan war er gerade einmal 23 Jahre alt. Leyla riss kurz die Augen auf, es konnte doch unmöglich sein, dass er...! Galan schien die Verwirrung beider bemerkt zu haben und sagte: „Leyla, es wird Zeit für die Geschichte des Hasedoki, du solltest anfangen.“ Leyla nickte und machte sich daran, sich durch die Elfenmenge zum Lagerfeuer zu quetschen um wie jedes Jahr die Entstehung des Hasedoki vorzutragen. Kael lehnte sich an eine nahe Hüttenwand, von der aus er Leyla gut sehen konnte, Skya stand direkt vor ihm, Galan der Dorfälteste war mitten in den anderen stehenden Elfen verschwunden, Stille senkte sich über den Dorfplatz, nur das Atmen der Elfen, das Rascheln der Baumblätter im Wind und das Knistern des Feuers waren zu hören, als Leyla die geachtete Tempelhüterin des Dorftempels ihre Stimme erhob. „Es war vor vielen Jahren in einem heute versunkenem Dorf am Meer von Ungal. Das monotone Wellenrauschen erfüllte die Luft des kleinen Dorfes, ein paar 100 Meter vom Strand entfernt. Die Elfen des Dorfes gingen ihren alltäglichen Geschäften nach, der nahenden Gefahr unbewusst. Ein gigantischer Drache, der nahenden Gefahr vorauseilend, flog so schnell er konnte über das noch ruhige Meer hinweg auf das kleine Elfendorf zu. Nicht etwa um die Elfen zu jagen, sondern um diese friedvollen Zweibeiner, die ihm wie Ameisen erschienen, vor dem drohenden Unheil zu bewahren. Er mag so groß gewesen sein wie ein Berg, doch von sanfter Natur war sein Gemüt und als er vor sich die Küste am Himmel auftauchen sah, verlangsamte er sein Tempo und flog dichter über dem Wasser dahin. Er würde noch im Wasser landen und sich dem Dörfchen nur langsam nähern, damit sich die Elfen von seinen guten Absichten überzeugen konnte. Und so kam es, dass er dicht vor der Küste krachend landete und sich nur langsam Schritt für Schritt auf die kleine Sammlung von Hütten zu bewegte. Einige Elfen stellten sich ihm kurz vor dem Dorf in den Weg um das Ungetüm, als was sie den Drachen betrachteten, von ihrem geliebten Heim fernzuhalten. Der wohl älteste und weiseste des Dorfes trat aus der Menge kampfbereiter Elfen hervor und erkundigte sich, was die monströse Kreatur von ihnen wolle und der Drache berichtete gar freigiebig darüber, was auf das Dörfchen zu kam. Die Elfen waren geschockt, das musste das Ende des Dorfes und das ihre sein. Doch dann erhob der Drache erneut die Stimme und sprach ruhig auf die Elfen ein, sie sollen sich doch beruhigen und er sei hier um sie fort zu schaffen an einen Ort weit weg vom Meer. Der Dorfälteste überlegte nicht lange und befahl die Abreise, nur das Nötigste sollten sie mitnehmen und sich an dem Drachen versammeln. Zu verlieren hatten sie Nichts, wenn der Drache wahr gesprochen hatte, gäbe es für das Dorf kein Morgen mehr. Als alle aus dem Dorf ihren Platz auf des Drachens Rücken gefunden hatten, flog er los ins Landesinnere. Nur knapp zwei Stunden später krachten Meter hohe Wellen vernichtend über die Ansammlung von leer stehenden Hütten herein. Außer Treibholz, das das Wasser mit sich hin fort spülte, blieb nichts von dem Dorf übrig. Der sanftmütige Gigant brachte sie an den Rand eines Gebirges, an dem sich die Elfen eine neue Stadt erbauten und sie nach dem Drachen benannten. Das kleine Dörfchen von damals ist unser Radanar. Seit diesem Tag an feiern wir jedes Jahr das Hasedoki, was übersetzt aus der alten Sprache der Drachen so viel wie Retter bedeutet. So lasst uns nun zu Ehren des Drachen ein Fest feiern, um ihm damit für das Retten unserer Ahnen zu danken.“, damit beendete Leyla ihre Erzählung über die Geschichte des Festes. Es war nun schon stockfinster geworden und Skya hatte sich, während alle gebannt den Worten der Priesterin gelauscht hatten, an Kael angelehnt, der unbewusst die Hände um ihre Hüfte gelegt hatte. Sie stand mit geschlossenen Augen da, genoss eine Art der Geborgenheit, die sie nie zuvor gespürt hatte. Kaels Griff um ihre Hüfte war locker und reiner Instinkt hatte ihn dazu bewegt, sie auf diese Weise zu umarmen. Aber es fühlte sich gut an, wie sie so an ihm lehnte und Kael wünschte sich, dass dieser Abend nie enden würde. Die Stunden flogen nur so dahin und Kael verbrachte auch den Rest der Nacht auf dem Dorfplatz. 

Skya, Leyla und Galan leisteten ihm dabei Gesellschaft, während er so vor dem noch immer lodernden Lagerfeuer mit der Kiste, die Galan ihm gegeben hatte, auf dem Schoß liegend dasaß und geistesabwesend in die wild züngelnden Flammen starrte. Galan und Leyla saßen in der Nähe auf einer Bank und unterhielten sich leise. Skya lehnte sich wieder bei Kael an, ihren Kopf legte sie auf seine Schulter und betrachtete die Kiste auf seinen gekreuzten Beinen. Die Zeit flog nur so in der Dunkelheit davon und Kael führte sich nicht vom Fleck, Galan und Leyla waren in der Zwischenzeit verstummt und außer Atemgeräuschen und dem beständigen Knacken der Holzscheite und das Knistern des Feuers, das einen warmen Schein auf Kaels Gesicht warf, war nichts zu hören. Als sich Leyla erhob fuhr Kael erschrocken herum. Langsam schritt Radanars Priesterin auf ihn zu, doch als er Anstalten machte sich erheben zu wollten, schüttelte Leyla den Kopf und zeigte auf Skya, die an Kael angelehnt eingeschlafen war. Er sah kurz mit einem liebevollen Blick die junge Elfe an, dann wurde sein Gesicht wieder ausdruckslos, als er sich wieder Leyla zuwendete. „Was wollt Ihr von mir, Priesterin?“ Sie antwortete mit Bedacht und leise, damit sie Skya nicht weckte: „Kael, richtig?“, der junge Elf nickte: „Galan sagte mir, du musst das Rätsel um diese Kiste lösen... nun sie hat kein Schloss oder einen Riegel, mit dem man sie öffnen könnte. Folglich muss sie mit Magie verschlossen sein. Wieso sagst du der Kiste nicht einfach mal wer du bist?“ Leyla kehrte dem Jüngling den Rücken zu und lief schmunzelnd zu Galan zurück, der sie gleich flüsternd etwas fragte, worauf sie gleich nickte. „Einfach sagen wer ich bin?“, flüsterte er leise. Ein paar Momente lang starrte er nachdenklich ins Feuer, bevor er die Kiste in die Hand nahm und sprach: Ich bin Kael, Luins Sohn. Enthülle mir dein Geheimnis.“ Die Kiste knackte ein Mal, als hätte man den Schlüssel im Schloss gedreht. Skya schien nichts davon mit zu bekommen, sie schlief immer noch gleichmäßig atmend an seiner Seite. Dann schien sich der Deckel der Kiste aufzulösen, er wurde allerdings nur durchlässig, sodass Kael hinein greifen konnte. Als er durch den Deckel hindurch griff, fühlte er das Holz an seiner Haut. Er tastete den Boden vorsichtig ab und ergriff eine Papyrusrolle. Er rechnete damit, dass die Rolle darin stecken bleiben würde, sich zog er sie ohne Widerstand heraus. Nachdem die Rolle aus der Kiste befreit war, erschien der Deckel wieder. Kael betrachtete die Papyrusrolle skeptisch von allen Seiten, sie war nicht versiegelt oder gar aufwendig mit Goldstreifen verarbeitet worden. Unbedeutend wie sie jetzt war, stellte Kael die Kiste auf den Boden. Auf ein Mal regte es sich neben Kael, Skya war wieder aufgewacht und während sie sich streckte, gähnte sie leise aber herzhaft. Sie blinzelte und sah Kael in die Augen, der sie, so kam es ihr vor, sie gar merkwürdig anzusehen schien. „Hab ich etwa was verpasst?“, fragte sie neugierig. Kael zeigte ihr die Schriftrolle aus Papyrus und antwortete: „Die Kiste hab ich dank Leylas Hilfe endlich öffnen können und hab diese Rolle aus Papyrus herausgezogen.“ Skya sah auf die Schriftrolle in Kaels Hand. „Was steht denn da drauf?“, fragte sie mit immer größer werdender Neugier. Kael zuckte nur mit den Schultern und antwortete in einem gleichgültigen Ton: „Weis nicht, hab sie noch nicht gelesen.“ In Skyas Augen brannte wilde Neugier, die nicht zu übersehen war, selbst sie schien von ihrer eigenen brennenden Neugier überrascht zu sein. Skya verkniff es sich ihrer Neugier freien Lauf zu lassen und Kael das Schriftstück einfach aus der Hand zu reißen und nach zuschauen, was darin stand. Kael sah abwechselnd die Kiste und die Papyrusrolle an. Was hatte das nur zu bedeuten? Als er sich Hilfe suchend um blickte, sah er außer Skya, die nicht von seiner Seite wich, niemanden mehr. Galan und Leyla schienen wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Er sah in die umliegenden Straßen, die verhangen waren vom Dunkel der Nacht. Selbst seine wölfischen Augen vermochten nichts auszumachen. „Skya wir sollten gehen, du möchtest bestimmt in dein Bett und mir fallen so langsam auch die Augen zu.“, Kael unterdrückte ein Gähnen nur mühselig, denn er war in der Tat sehr müde, auch wenn er das nur ungern zugab. Er erhob sich schwer fällig, als hätte man ihm schwere Gewischte angehängt, doch in Händen hielt er nichts weiter als die Kiste und das sorgfältig zusammengerollte und mit einem einfachen band zugebundenen Papyrusstück. Die junge Elfe, die ihn den ganzen Abend schon begleitete und nicht von seiner Seite gewichen war, erhob sich mit einer Grazie, die Kael ins Staunen versetzte. Er musste sich zusammenrei0en, um die wertvolle Kiste in seinen Händen nicht fallen zu lassen. Zusammen verschwanden sie in einer dunklen Straße, die direkt an ihrem Häuschen vorbeiführte, in dem sie den Rest der Nacht schlafend verbringen wollten. Skya schlief schnell ein, als sie auf ihrem Bett lag und in ihre Decken gekuschelt war. Kael hatte sich als Wolf vor ihrem Bett zusammengerollt und beobachtete die schlafende Schönheit, wie sie sich räkelte auf ihrem Bett. Er konnte nicht schlafen. Die Papyrusrolle wollte einfach nicht mehr aus seinen Gedanken weichen. Er hatte sie noch immer nicht gelesen und das schien ihm nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Irgendwann schlief Kael doch endlich ein. Er schlief unruhig, seine Träume wechselten sprunghaft hin und her. Plötzlich schreckte Kael auf, ein Traum so grausam, dass er doch wahr sein konnte. Sein Vater Luin in den Fängen der Akujin, wurde zum dunklen Lord gebracht und von diesem verfluchten Schwarzmagier gefoltert. Beim ersten Schrei Luins schreckte Kael auf. Er hatte während er schlief wieder seine elfische Gestalt angenommen. 

Die Dämmerung hatte gerade eingesetzt, als Kael erwachte. Er setzte sich hin und sah sich um. Skya lag noch immer tief schlafend auf ihrem Bett. Wovon sie wohl träumte? Kael setzte sich an die Wand gegenüber ihres Bettes, damit er sie aus einer bequemeren Lage heraus beobachten konnte. Ihm wurde jetzt erst bewusst, dass er Skya sehr gerne hatte und sie vor allem Übel bewahren mochte. So etwas war ihm bisher fremd gewesen und ihm war nicht klar, woher es kam oder was es bedeuten sollte. Sie drehte sich herum, schlief jedoch immer noch tief und fest. Kael konnte ihr Gesicht jetzt genau sehen. Wie ein Engel der seine Augen geschlossen hatte... nur eben ohne Flügel. Gerade jetzt öffnete sie blinzelnd die Augen und sah ihm direkt ins Gesicht. „Guten Morgen, bist du schon lange wach?“ „Guten Morgen, Skya. Ich bin noch nicht lange wach, vielleicht zehn Minuten.“ Sie setzte sich auf, wobei sie ihre Augen nicht von Kael lassen konnte und lächelte ihn sanft an. Er selbst erhob sich, als Skya aufstand. Sie verschwand kurz in einem kleinen Zimmer nebenan und kam mit frischen Kleidern wieder heraus. Sie führte Kael in ein anderes Zimmer, in dem sie mit ihm ein Frühstück vorbereitete. Nachdem auch der Tee fertig war, setzten sie sich hin und aßen ein wenig, wobei sie über das Geschehen der letzten Nacht redeten. Nachdem sie fertig waren, ging Skya ihren Laden öffnen und Kael streifte durch Radanar mit der Papyrusrolle in der Tasche. Ohne Ziel lief er quer durch das Dorf, auf dem Dorfplatz setzte er sich auf eine Bank und dachte nach. Er starrte in den Himmel, an dem vereinzelte Wolken vorüber zogen. Hier und da sah er Vögel fliegen, mal einzeln mal in Schwärmen. Dann zog er die Schriftrolle hervor und überlegte, was wohl darauf stand, konnte sich aber nichts vorstellen. Ihm blieb nichts übrig, als das Siegel darauf zu zerbrechen und darin zu lesen. Immerhin war sie für ihn bestimmt, warum sollte er dann nicht darin lesen? Er brach das Siegel auf, ohne weiter nachzudenken und begann zu lesen: 

 

Ein kleiner Säugling noch ist er, gerade ein Jahr alt,

wird von seinem Vater mitgenommen in fremdes Land, 

weit fort von der Mutter, die im Tempel wacht. 

Eine hölzerne Kiste allein bleibt zurück, 

in der liegt ein Papyrusstück. 

Der Junge wächst auf, fern der Mutter, 

mit dem Glauben sie sei verstorben bei seiner Geburt. 

Unwissend kehrt er Jahre darauf an den Ort seines Ursprungs zurück,

 begegnet er seiner Mutter, die ihr eigen nicht erkennt.

Kael war verwirrt, was sollte das alles schon wieder heißen und... was hatte er damit zu tun? Die Rolle hatte er noch nicht ganz zu Ende gelesen, vielleicht wurde ihm alles klar, wenn er auch den Rest las? Er konzentrierte sich wieder auf die Schrift in seinen Händen:

  

Ein Mädchen, das er schützen will, 

bringt er selbst in große Gefahr und 

des eigenen Vaters Richter wird er sein, 

doch verschollene Freunde kehren wieder. 

Aufbrechen wird er mit Freunden an seiner Seite, 

Die Welt vor dem Bösen zu bewahren und Ruhe zu bringen,

Doch ohne Dunkel gibt es kein Licht, alles hat seinen Preis!


 
   
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Über mich  
  Ich bin 20 Jahre alt, schreibe seit einigen Jahren. Ich stamme aus Ludwigshafen am Rhein und verdanke einigen Menschen, dass ich meine Texterei nicht aufgegeben habe.
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